Die Badenliga-Meister-Mannschaft des TV Hardheim wurde am Nachmittag des Christi-Himmelfahrts-Tages gefeiert. Sie wurde gefeiert vor dem Spiel, als sie bei ihrer Ankunft von etwa 120 mitgereisten Fans vor der Mazmannhalle im Albstadter Stadtteil Ebingen mit Trommeln, Sprechchören und Pyrorauch begeistert begrüßt wurde. Sie wurde gefeiert nach dem Spiel. Minutenlang. Die aus dem Erftal Mitgereisten standen auf ihren Sitzen.
Zwischen diesen beiden emotionalen Momenten allerdings bekam der TV Hardheim eine richtige Abreibung. Die Mannschaft von Trainer Lukas Dyszy verlor nämlich am Rande der Schwäbischen Alb das erste Relegationsspiel um den Aufstieg in die Regionalliga Baden-Württemberg sehr deutlich mit 28:41. Der Meister der Badenliga ging beim württembergischen Titelträger am Ende unter. Nicht einmal mehr die kühnsten Optimisten glaubten nach dem Spiel, dass der TVH das Rückspiel mit 14 Treffern Differenz gewinnen wird. „Es wäre vermessen, das jetzt als Ziel auszugeben, aber wir möchten das Spiel in Hardheim auf jeden Fall gewinnen – egal wie“, sagte Lukas Dyszy nach dem Spiel im FN-Gespräch. Die Enttäuschung war dem Coach anzusehen.
Was war geschehen? Während der ersten 15 Minuten hatte der TV Hardheim noch prima mitgehalten, ja sogar geführt. Der erste Bruch im Spiel war zwischen der zwölften und 15. Minute, als die HSG von 6:6 auf 9:6 davonzog. Diesen Knacks konnte Lukas Dyzy mit einer Auszeit noch reparieren, den fix stand es wieder 9:9. Doch danach zerfiel das Team nach und nach in ihre Einzelteile.
Fehler gnadenlos ausgenutzt
Vorne verlor der TVH viele leichte Bälle; dies führte dann auch dazu, dass die Albstädter das Hardheimer Spiel mit dem siebten Feldspieler gnadenlos ausnutzen. „Wir haben heute so viele Treffer ins leere Tor kassiert, wie in den letzten drei Jahren nicht“, sagte Trainer Dyszy. Zu viele Angriffe prallten an der Albstadter Abwehr regelrecht ab. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass der Gegner bestens auf die Spielzüge der Hardheimer vorbereitet war.
In der Abwehr ging der Zugriff verloren. Der jüngst so gepriesene Mittelblock des TVH mit R. Steinbach, Bischof, Withopf und Erbacher konnte auch deshalb seine Stärke nicht ausspielen, weil sich die Hardheimer immer und immer wieder durch Zwei-Minuten-Strafen schwächten. Insgesamt waren es deren neun. Die Unterzahlspiele machten es dem Gegner immer wieder leicht, zu einfachen Treffern zu kommen.
Beim 19:14-Halbzeitstand hatte man noch Hoffnung, die Niederlage im Rahmen zu halten, doch die ausgebufften Gäste kannten keine Gnade. Angeführt durch den ehemaligen Zweitligaspieler Julian Thomann, der seine Mitspieler immer wieder brillant in Szene setzte oder „notfalls“ selbst zielgenau abschloss, schraubte die HSG das Ergebnis immer weiter nach oben. Sein Bruder Gregor Thomann steuerte sagehafte 18 Tore zum Sieg bei. Dann, als letztes negatives Element, kam hinzu, dass beide Hardheimer Torhüter heute kaum einen Ball hielten. „41 Gegentore sind einfach indiskutabel“, empfand Thomas Withopf. Alle Hardheimer Protagonisten erkannten die Überlegenheit und Stärke der Albstädter an, aber waren der Meinung wie Kapitän Robin Steinbach: „So deutlich dürfen wir das nicht verlieren.“
Das Rückspiel findet am Samstag, 11. Mai, um 19.30 Uhr in der Walter-Hohmann-Sporthalle in Hardheim statt. Aufgrund des erwarteten Zuschauerandrangs öffnen die Abendkassen bereits um 17.30 Uhr. Trotz dieser deutlichen Niederlage, der die Chance auf den Aufstieg gen Nullpunkt gesenkt hat, kann sich die Mannschaft allerdings sicher sein, dass sie am morgigen Samstag von ihrem Publikum wieder gefeiert wird – vor und nach dem Spiel. Egal wie es ausgeht.
Text: © Fränkische Nachrichten, Freitag, 10.05.2024 Michael Fürst
Bild: Michael Fürst